Im heutigen Beitrag kann ich wieder über eins meiner Lieblingsthemen schreiben: Japan in der Schweiz. Speziell geht es um das Thema Filme.
Alternativkino

Das Alternativkino wurde von Jan Knüsel, dem Hauptredaktuer der Seite Asienspiegel.ch, ins Leben gerufen. Im Restaurant Takano in Zürich werden jedes Wochenende Filme mit asiatischem – und dazu meist japanischem – Hintergund aufgeführt. Die hier gezeigten Filme sind keine Spielfilme, sondern sehr eindrucksvolle und emotionale Dokumentarfilme. Diese sind oft sozialkritisch und liefern tiefe Einblicke in die Lebensgeschichte einzelner Personen, aber auch über das Kollektiv der Gesellschaft.

Aufmerksam geworden bin ich auf die Veranstaltungsreihe im Januar, als ich mir dort Negative:Nothing ansah (mehr dazu weiter unten).
Seitdem komme ich die eine oder andere Woche vorbei und sehe mir einen der sehr interessanten Filme an. Ich möchte euch einige davon kurz vorstellen.

Jenseits der grossen Mauer
Letztes Wochenende sah ich mir gleich zwei Filme an, zum einen High Tech – Low Life, zum anderen Death of a Japanese Salesman.

In High Tech – Low Life begleiten wir zwei chinesische Blogger. Beide versuchen, mithilfe des Internets auf die Ungerechtigkeit innerhalb des Landes aufmerksam zu machen. Lange geht das nicht gut, vor allem wenn sie einen vertuschten Mord aufdecken.

Preisgekrönte Familendramen
Death of a Japanese Salesman (エンディングノート) ist ein ganz anderer Film. Bei dem pensionierte „Salary Man“ und Familienvater Tomoaki Sunada wird Krebs diagnostiziert. Daraufhin plant er seine Beerdigung bis ins letzte Detail, damit auch alles nach seinen Vorstellungen ablaufen wird. Was zunächst nach einer Komödie klingt, entwickelt sich zu einem sentimentalen Familendrama. Der Film begleitet seine Familie und ihn in den letzten Monaten, die ihm verblieben sind. Untermalt wird der Film von einem Monolog des Vaters,aus dem Off gesprochen von der jüngsten Tochter.

Über den Inhalt hinaus sind auch die Hintergründe sehr interessant. Regie führte Mami Sunada, die Assistentin von Hirokazu Koreeda. Der Film basiert auf der wahren Begebenheit und Frau Sunada ist eben jene Tochter dieser Familie. Als sie Koreeda den Rohschnittt zeigte, war er hellauf begeistert und unterstützte sie bei der Produktion. Auf zahlreichen Filmfestivals gewann der Film Preise.

Koreeda selbst ist ein recht bekannter japanischer Filmemacher und hat letztes Jahr den Film Like Father, Like Son (そして父になる) herausgebracht.

Hier geht es um die tragische Verwechslung zweier Kinder bei der Geburt und um die daraus erwachsenen Konsequenzen auf die Leben zweier Familien, die sich nicht unähnlicher sein könnten.

Mittendrin, trotzdem am Rande der Gesellschaft
Auch den Film Hâfu (ハーフ) kann ich sehr empfehlen. Hâfus sind halb Japaner, halb Ausländer. Anders als in Ländern wie den USA ist die Gesellschaft in Japan sehr homogen. Jeder, der sich von der Norm unterscheidet fällt auf und wird im schlimmsten Fall ausgegrenzt. Aus verschiedenen Blickpunkten erzählen Familien und Alleinstehende von Ihrem Alltag und wie Sie in der Gesellschaft wahrgenommen werden. Am interessantesten fand ich den Protagonisten mit Wurzeln in Ghana. Er versucht in Japan Fundraising zu betreiben, um den Kindern vor Ort Bildung und Ernährung sichern zu können. Auf einer Reise in die Heimat seiner Mutter bemerkt er, dass seine wahre Heimat doch Japan ist, obwohl er sich dort anfangs nicht willkommen fühlt.

Ein Schweizer und seine Lebensgeschichte
Besonders hervorheben möchte ich aber den Film „Negative:Nothing“, den ich mir bereits im Januar angesehen und mich sehr berührt hatte. Er dreht sich um den Schweizer Thomas Köhler und sein unglaubliches Projekt:

Für den Schweizer Reisefachmann und Japan-Spezialisten Thomas Köhler bricht nach dem 11. März 2011 eine Welt zusammen. Nach dem verheerenden Tsunami und der AKW-Katastrophe in Japan verliert er seine gesamte Reisekundschaft – und schliesslich seinen Job. Aufgeben kommt für ihn nicht in Frage. Er will dem Land, das ihm über Jahre hinweg seinen Lebensunterhalt garantierte, helfen. Er entschliesst sich, 2900 Kilometer zu Fuss von Norden bis Süden durch Japan zu gehen, um der Welt zu zeigen, dass Japan nicht nur Fukushima ist. Der Dokumentarfilm «Negativ: nichts – Schritt für Schritt für Japan» begleitet Thomas Köhler auf seiner Reise, die ihn nicht nur persönlich verändert, sondern auch einer Nation wieder Mut und Kraft schenkt. Denn selbst die längste Reise beginnt mit dem ersten Schritt.
 
Synopsis von negativenothing.com

Dieser Film hat alle Zuschauer sichtlich berührt und zum Nachdenken angeregt. Die Frage „Was kann ich für Japan tun?“ lässt sich natürlich auch ganz allgemein fassen: „Wie kann ich Menschen, denen es schlechter als mir geht helfen und dabei ein Zeichen setzen, das andere zum Nachdenken anregt?“
Ich hatte auch Gelegenheit Thomas persönlich kennenzulernen und ihn über seine Erfahrungen auszufragen. Es war ein sehr interessantes Gespräch.

Von links nach rechts: Thomas, Rayun und Micu, zwei gute Freunde von mir und ich.

Falls ich euer Interesse geweckt habe, mehr Infos und Karten findet ihr unter Alternativkino.ch.

Alternativkino
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