Schon mal von Sachsiluute gehort? Ich bis vor einigen Monaten auch nicht.

Noch ahnt er nichts…

Den auf hochdeutsch Sechselauten genannten Feiertag gibt es namlich nur in Zurich. Fast alle Leute hier haben den halben Tag frei, um das Spektakel, dass jahrlich seit uber 500 Jahren stattfindet, miterleben zu konnen.

Und was passiert da genau?
Um es Kurz zu machen: Wir zunden einen Schneemann auf einem Scheiterhaufen an und bringen ihn zur Explosion.
Der Winter wird so ausgetrieben, um dem Sommer platz zu machen. Naturlich hat das weitaus tiefsinnigere Grunde.
Je kurzer der Boogg genannte Schneemann braucht, bis er das Zeitliche segnet, desto besser wird der Sommer.
Etwas skurril fur die Meisten, die es zum ersten Mal horen, aber es ist eine einmalige Sache.

Drei Stunden zuvor beginnt der Zug der Zunfte. Alle Zurcher Zunfte marschieren durch die Stadt und versammeln sich am Ende am Burkliplatz, wo Punkt sechs der Scheiterhaufen entzundet wird.


Schon seit ich den Ferienkalender studiert habe, war klar, dass ich mir das ansehen wurde.
Auch an der Uni war nach Mittag frei, also konnte ich es mir in Ruhe anschauen.

Um funf Uhr war ich am Bellevue. „Es war voll“ zu sagen ware masslos untertrieben. Zurich ist eine riesige Stadt, das merkte man zu diesem Zeitpunkt eindrucksvoll. Der Zug war noch voll im Gange, Essensgeruch von St. Galler Wurstchen und Paukenschlage lagen in der Luft.
Glucklicherweise konnte ich mir einen Platz auf der Seeseite direkt hinter dem Absperrzaun ergattern. Nur musste ich mir den mit drei Schreihalse teilen. „Papa, ich will nach Hausee!“ Kommt mir bekannt vor…

Auch die Schweizer Luftwaffe stattet einen Besuch ab.

Punktlich um sechs Uhr wurde der Scheiterhaufen angezundet. Der Umzug war noch nicht komplett beendet, aber bei Punktlichkeit kennen die Schweizer nichts.
Langsam fangt das Holz Feuer, der Wind beschleunigt es dazu noch, schwacht aber die Flammen auf meiner Seite, dass man sie kaum sieht.

Die Flammen frassen sich langsam nach oben. Die Zeit vergeht. Bereits eine halbe Stunde ist um, das bedeutet nichts Gutes.

Nach einer halben Stunde hat sich schliesslich etwas. Es blitzt, es knallt, der Schneemann brennt.
Hinter mir ruft einer: „Der Schneemann bekommt warme Fusse“.

Der Boogg stand bald darauf lichterloh in Flammen, lange konnte es nicht mehr dauern.

Und weg war der Kopf. 35 Minuten und 11 Sekunden hat es gedauert. Das heisst nichts gutes fur den Sommer…

Einen Bericht und ein Video vom Hohepunkt findet ihr hier.

Sächsilüüte
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