Dear Ray, it was nice being able to meet you, talking to you and travelling around with you. You have my best wishes for the future! See you again, someday.

Heute unternahm ich einen Auflug in den hohen Norden nach Tohoku. Mit dem Shinkansen fuhr ich von Tokyo nach Sendai.

Ich muss doch noch mal einen kurzen Abriss zu den Shinkansen schreiben. Reto zuliebe.

Es gibt zwei Haupttrassen: Die Tokkaido- und die Tohoku-Linie. Auf diesen fahren Shinkansen verschiedener Bauart, Geschwindigkeit und Namen.

Von Tokyo nach Kobe hatte ich den Nozomi (Hoffnung) genommen, den schnellsten Shinkansen auf dieser Strecke. Er gehört der Baureihe N700 an und fährt mit 300 km/h durch die Gegend.
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Von Kobe nach Hiroshima nahm ich wieder einen Nozomi.

Von Tokyo nach Nikko nahm ich den Yamabiko (Bergecho). Dieser gehört ebenfalls der N700-Reihe an, ist aber anders lackiert.
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Heute fuhr ich mit dem Tohoku-Shinkansen Hayabusa (Wanderfalke) nach Sendai. Dieser gehört der E5-Baureihe an, die erst seit 2011 in Regelbetrieb ist. Dieser Zug erreicht eine Spitzengeschwindigkeit von 320 km/h auf Dauer! Der Zug hält auch nur an einem Stopp, bevor er in Sendai ankommt – also insgesamt drei Stopps. Außerdem sieht er richtig windschnittig aus.
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Keine zwei Stunden später kam ich in Sendai an. Ich lief etwas in der Nähe des Bahnhofs herum, ohne ein bestimmtes Ziel zu haben. Kurz bevor mein nächster Zug kam, fuhr ich in den 31. Stock eines Hochhauses, von dem man (mal wieder) die Aussicht genießen konnte.
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Nach einer halben Stunde Fahrt mit einem gewöhnlichen Zug kam ich in Matsushima an. Übersetzt Pinieninsel zählt dieser Küstenabschnitt zu den drei schönsten Landschaften Japans, zu denen auch Miyajima (bei Hiroshima) zählt.

Dem kann ich nur zustimmen, es war wirklich idyllisch. Man kam aus dem Bahnhof und nach wenigen Metern sah man das Meer. Möwen zwitscherten, eine leichte Briese wehte vorbei und überall standen die namens gebenden Pinienbäume.
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Matsushima besteht aus über 300 Inseln, die der Küste vorgelagert sind. Einige sind keinen Meter groß, andere kann man betreten.

dsc_0264Aussage des Schilds: Wenn ein Tsunami kommt, renn um dein Leben!

Auf einer nahe des Bahnhofs gelegenen Insel steht der Godaido-Schrein. Über zwei rote Brücken konnte man ihn erreichen. Geöffnet wird der Schrein nur alle 33 Jahre, deshalb konnte ich ihn nur von außen besichtigen.
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In Tokyo hatte ich mir eine Bentobox gekauft, die habe ich jetzt aufgemacht. Im Schatten neben dem Tempel setzt ich mich auf eine Bank und sah den Wellen zu.

Von hier konnte ich bereits die rote Brücke sehen, die zur Insel Fukuurajima führt.
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Nachdem man einen kleinen Obolus an Charon abgetreten hat, gewährte er die Überfahrt auf die Insel.
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Die Insel war wunderschön und der Ausblick erst.

dsc_0318_1Ja, mich gibt es auch noch.

Auf dem Rückweg kam ich mit einem Australier ins Gespräch. Er ist 22, hat sein Studium abgeschlossen und versucht nun in einem japanischen Unternehmen zu arbeiten. Aufgewachsen ist er zweisprachig – ein echter Vorteil. Zudem hat er die doppelte Staatsbürgerschaft.


Zufällig hatten wir die gleichen Pläne, also machten wir uns gemeinsam nach Sendai auf. Von dort nahmen wir den nächsten (Yamabiko-)Shinkansen nach Fukushima. Dam DAM DAAAM!

Fuukuushiima?! Dort wo alles verstrahlt ist? Du bist doch verrückt, die sind doch schon alle mutierte Zombies, die dich auffressen werden! Und iss bloß nichts dort!

Ich hoffe, keiner denkt an so etwas Abstruses. Ich möchte euch erst Mal beruhigen. Ich weiß die Gefahr der Radioaktivität einzuschätzen und weiß, wie sie sich ausbreitet und sich auf den Körper auswirkt. Die Sperrzone um das Atomkraftwerk besitzt einen Radius von 30 km. Das ist weit entfernt von der Stadt Fukushima, die weit im Landesinneren liegt. Die Stadt wurde nie vom Tsunami erreicht und auch die Radioaktivität ist nicht signifikant erhöht. Also beruhigt sich bitte jeder. Ich sage immer, der elfstündige Flug war eine weithöhere Belastung an kosmischer Strahlung als ein läppischer Aufenthalt in Fukushima, das dazu noch über 50 km entfernt liegt.
dsc_0332Der Schein trügt. Es war gar nicht so menschenleer.

Wir wussten das alles, trotzdem waren wir doch ein kleines bisschen enttäuscht, dass die Stadt nicht verlassen war. Es war nicht viel los, sicher, aber von einer Geisterstadt konnte man sicher auch nicht sprechen. Die Stadt ist weder groß, noch interessant, deswegen gingen wir kurze Zeit später zum Bahnhof zurück.

Hier konnte ich wieder einmal Zeuge von einer Aktion werden, die die Meisten im Alltag nicht mitbekommen oder übersehen haben: die Kopplung zweier Shinkansen. Der Yamabiko stand schon bereit, die Nase am Heck geöffnet.

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Wenige Minuten später fuhr der Tsubasa ein, ganz langsam und dockte dann mit einem Klicken lauten Schnappen an den Yamabiko.

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In dem Doppelzug fuhr ich rund 90 Minuten bis Tokyo.


Zurück in Tokyo verabschiedete ich mich von Ray und fuhr ein weiteres Mal nach Akihabara. Dort fand an dem Abend die „Culture Japan Night“, eine Art Treffen der Otaku-Szene in Tokyo, organisiert von Danny Choo, statt. Dort habe ich neue Kontakte geknüpft, ein paar Fotos gemacht und den Abend genossen. Ich hatte auch die Gelegenheit mit Danny selbst zu reden, er ist echt nett, aber immer beschäftigt.
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Mit zwei neuen Bekanntschaften zog ich weiter ins Karaoke. Das war die einzige Sache auf meiner (langen) Liste, die ich noch nicht gemacht hatte. Das musste nachgeholt werden. In der Nähe des Bahnhofs wurden wir fündig und sangen zu dritt eine Stunde lang. Es war extrem komisch, aber da ab Mitternacht die Züge aufhören zu fahren, mussten wir es bei einer Stunde belassen. Wir haben uns für den nächsten Tag lose verabredet (dazu kam es nie).
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PS:
dsc_0336Dieses Engrish-Schild widme ich dir, Olli.

Mit dem Wanderfalken in die Idylle
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4 Kommentare zu „Mit dem Wanderfalken in die Idylle

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